Tagung 2025
„Lust, Drogen, Rausch.
Zur Dialektik von Moralität und Devianz
im Werk Grimmelshausen und in der Literatur der Epoche“
03.–05. Juli 2025 in Oberkirch und Renchen
Auszugehen ist von der Tatsache, dass gerade Grimmelshausens komplexes Weltbild und seine ästhetische Vielfalt dadurch bewirkt werden, dass die Suche nach dem wahren Christentum ständig unterminiert und vereitelt wird: nicht nur durch offenkundige ‚Laster‘ und Verbrechen, sondern auch durch Attraktionen der ‚Wollust‘ im Sinne einer mehr oder weniger groben Epikureischen interessegeleiteten Lebensweise. Suchtmittel wie Alkohol, aber auch Tabak (so schon im Satyrischen Pilgram), dazu sexuelle Libertinage oder Formen der praktischen Freigeisterei zeigen im OEeuvre Grimmelshausens und weit darüber hinaus ihre Wirkungen bis hin zur ‚Ent-Menschlichung‘; moralische Schranken, Normen und Konventionen werden unterlaufen oder zerfallen. Erst auf diesem Hintergrund lassen sich dialektisch Botschaften einer gelungenen moralischen Lebensführung modellieren. Warum wird im 17. Jahrhundert so oft und so nachdrücklich von Tugenden geredet? Doch wohl auch deshalb, weil Verstöße, Auflösungen und Abweichungen jedweder Art an der Tagesordnung sind und ihre Reize verströmen, nicht nur im Gefolge des großen Krieges. Begründungen und Darstellungsmuster dieser in Theorie und Lebenspragmatik ausgetragenen Spannungen sind im Erzählkosmos Grimmelshausens und in kontemporären literarischen Werken (z. B. auch in Predigten, Satiren und Dramen) der Epoche zu untersuchen, erprobte Schemata der Lasterschelte dabei kritisch zu befragen.
Vortragsangebote mit kurzem Exposé bis zum 1. August 2024 bitte an: Prof. Dr. Peter Heßelmann, Universität Münster, Germanistisches Institut, Abteilung Neuere deutsche Literatur, Schlossplatz 34, D-48143 Münster, E-Mail: info@grimmelshausen.org