Im Zuge des Material Turn in den Kulturwissenschaften sind auch die Dinge der Literatur in den Fokus gerückt. Die Forschungen zur Vormoderne richten sich vielfach auf Objekte in der Literatur und Kunst des Mittelalters. Die Dingkultur der Frühen Neuzeit ist ebenso reich und gerade in ihrer literaturgeschichtlichen Dimension komplex. Das Werk Grimmelshausens legt auch davon beredte Zeugnisse ab, denkt man nur an berühmte Objekte wie das wunderbarliche Vogelnest oder das kuriose Gegenstandsensemble auf den Buchseiten im Titelkupfer des Simplicissimus, die das satirische Monstrum der Leserschaft mit teuflischer Geste vor Augen hält. Macht Grimmelshausen solche Dinge zu Kernstücken, gar Protagonisten seiner Erzählungen, tauchen Objekte wie der fatale Spiritus familiaris und das Schermesser auch episodisch auf.
Ob nun offensichtlich, beiläufig oder versteckt: Über Dinge lassen sich frühneuzeitliche Schreib- und Denkweisen in beachtlicher Breite erschließen. Emblem, Zaubermittel, Reliquie, Staffage, Waffe, Schmuckstück, Beobachtungsinstrument, Schreibgerät und Requisit: Jedes in der offenen Aufzählung hat spezifische Dingqualität, birgt eigene Funktionen, ist Figuren leitmotivisch verbunden, wandert auf vielsagenden Wegen oder erlangt im Laufe der Geschichten prägnante Provenienz, mitunter auch auratische Gegenständlichkeit.
Ausgehend von Grimmelshausen wird die Konferenz frühneuzeitliche Dingkulturen in Literatur, aber auch Theater, Musik und Kunst zum Gegenstand machen.