Tagung 2021

„Satirisches Schreiben bei Grimmelshausen und
in der Literatur der Frühen Neuzeit“

09.- 11. September in Gelnhausen

Als Grimmelshausen starb, wussten manche Nachbarn, dass ein „Satyricus in folio“ dahingegangen sei. Im Titelkupfer des Simplicissimus Teutsch, in der Vorrede der Continuatio, im Frühwerk des Satyrischen Pilgrams, an vielen Stellen seiner Werke hat Grimmelshausen Verfahren satirischen Schreibens verwandt, manchmal auch thematisiert; dies in der breiten Skala zwischen verfremdender Ironie und wuchtiger Empörung, oft auch in komplexer Beziehung zu Texttypen wie der Predigt, der utopischen Inszenierung und dem pikaresken Romanschema. Lukianische Motive der sog. Menippeischen Satire wurden von ihm und den Zeitgenossen keinesfalls verschmäht.

So stellte sich Grimmelshausen, nicht selten bewusst und deutlich markiert, in die oberrheinische Satiren-Tradition mit ihren großen Namen wie Sebastian Brant, Thomas Murner, Johann Fischart, Jesaias Rompler von Löwenhalt, Johann Michael Moscherosch und Balthasar Venator. Um den Mittelpunkt Grimmelshausen kann dieser Autorenkreis in der Rekapitulation des Forschungsstandes und in den weiterführenden Fragen nach den spezifischen literarischen Methoden, Typen, Konzepten, Funktionen, Motiven, Objektbereichen, Zielen, Intentionen, Anregungen und Interferenzen ebenso zur Sprache kommen wie die stärker als bisher zu beachtenden Größen der deutschen Verssatire des 17. Jahrhunderts (Joachim Rachel, Johannes Lauremberg), aber auch die Koryphäen des neulateinischen Sektors wie etwa Johann Valentin Andreae mit seinem spektakulären Menippus oder das sehr weitläufige satirische Œuvre des Jesuiten Jacob Balde.

Inwieweit und auf welche Weise das ältere und das moderne satirische Schrifttum des Auslands (etwa Traiano Boccalini) im frühneuzeitlichen Deutschland rezipiert wurde, rundet den möglichen Radius der Fragen und Probleme sinnvoll ab.

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